In dieser Rubrik will Ilse Reimann zu verschiedenen Themen aus dem Bereich der Psychologie Stellung nehmen. Dabei wird sie sich auch zu umstrittenen Themen äußern.
Verdrängung ist ein Schutzmechanismus der Psyche.
Wenn ein Schmerz zu groß wird und die Psyche durch das Leid so überflutet würde, dass sie erheblichen Schaden nehmen könnte, dann reagiert sie mit Verdrängung.
Unsere Ingenieure haben auch solche Schutzmechanismen bei Verbrauchsprodukten eingebaut.
Wenn z.B. ein Föhn zu heiß wird und der Motor deshalb brennen könnte, schaltet er sich ab.
Ein solcher Abschaltmechanismus ist auch bei der Psyche vorhanden.
Aber was passiert da genau?
Ich erläutere dies an einem Beispiel. Stellen Sie sich vor, ein kleines Kind würde erkennen: „Meine Mutter hasst mich !“
Das könnte das Kind nicht aushalten. Es würde an Gefühlen von Angst und Verzweiflung zerbrechen. Seine ganze Entwicklung wäre massiv gestört.
Dies wird durch Verdrängung verhindert.
Die schreckliche Erkenntnis „Meine Mutter hasst mich !“ wird verdrängt.
Das heißt, diese Erkenntnis wird vor dem Bewusstsein des Kindes verborgen.
Sie wird ins Unbewusste ausgelagert.
Sie wird versteckt.
Sie können sich diesen Vorgang verbildlichen und verdeutlichen indem Sie sich vorstellen,
etwas würde im Keller versteckt werden in einer mehrfach gesicherten Truhe.
Und auch die Kellertür ist mehrfach verschlossen.
In der Psyche gibt es einen Mechanismus, der auf diese Weise schützt.
Der Schmerz steigt dadurch nicht weiter an. Allerdings bleibt der Schmerz, der
bis zu dem Moment aufgebaut wurde, leider erhalten.
Nur die schreckliche Erkenntnis ist weg.
Das wiederum bedeutet, dass dieser nun übrig bleibende Restschmerz unerklärt ist. Die Ratio
des Kindes und des späteren Erwachsenen braucht darum eine neue Erklärung
und nimmt diese aus ihrem Umfeld.
Irgendetwas, was sich einigermaßen eignet um die Gefühle von Schmerz und
Verzweiflung zu erklären.
Das kann letztlich alles sein: Das Verhalten des Hundes, die Farbe der Zimmerwände usw.
Alles eignet sich und wird genommen.
Wichtig für den Schutz ist nur, dass der eigentliche Grund verborgen bleibt.
"Jeder fünfte Deutsche erkrankt im Laufe seines Lebens an einer Depression, viele werden dadurch schwer beeinträchtigt. Eine Studie zeigt nun, dass über 50 Prozent der Patienten keine angemessene Behandlung erfahren – viele bekommen überhaupt keine Hilfe."
Weiter auf
Wenn die Depression etwas ist was schon lange quält, ist es hilfreich herauszufinden, durch welche unbewussten Mechanismen sie ausgelöst wird.
Es gilt die verborgenen unbewussten Sätze zu finden, die depressive Gefühle auslösen., denn die unbewussten uns quälenden Sätze können wir korrigieren, indem wir sie ins Bewusstsein bringen und überprüfen..
Das sind sehr individuelle unbewusste Sätze, die aufgrund realer Erfahrungen in uns entstanden, die dann aber so viel Schmerz in uns auslösten, dass sie verdrängt werden mussten.
Meist passierte das in früher Kindheit. Vielleicht hat das Kind gedacht, es sei nicht gut, dass es auf der Welt sei. Wenn dem so war, dann kann man sich denken wie schmerzvoll und peinigend so ein Gedanke für das Kind war. Es hätte ihn nicht ausgehalten, seine seelische Entwicklung war dadurch extrem gefährdet.. Selbsterhaltungskräfte in ihm mobilisierten darum in ihm den Verdrängunsmechanismus. Der Gedanke wurde vor dem Kind verborgen, wanderte ins Unbewusste und wurde dort mit vielen Abwehrmechanismen am Auftauchen ins Bewusste gesichert.
Das diente dem Überleben und ermöglichte weitere Entwicklung..
Allerdings schaffen unsere Abwehrmechanismen nur den ursächlichen Gedanken vor uns zu verbergen, nicht aber den Schmerz, der bis zur Abspaltung in uns hochkochte. Dieser Schmerz bleibt leider. Er wächst allerdings nicht mehr an. Das ist die Leistung der seelischen Verdrängung. Mit dem Schmerz, der bis dahin entstand, laufen wir aber durch das Leben und müssen ihn uns erklären. Die eigene Vernunft sucht nach einer Erklärung und findet sie in der Gegenwart. Als Ursache sehen wir dann oft die Menschen aus unserem engsten Umkreis. Die Liebsten bieten sich an, denn wir lieben sie und darum können sie uns natürlich solche Schmerzen zufügen. das kann zu komplizierten Schwierigkeiten mit ihnen führen. Und wenn wir andere Ersatzerklärungen für unsere seelische Pein finden, können ebenfalls komplexe Irritationen entstehen..
Zudem bleiben die depressiven Gefühle und erschweren uns das Leben. Wenn wir aber die auslösenden Gedanken finden und bergen, hören die Schmerzen auf. Die Depression kann heilen.
Das wichtigste, was er uns geschenkt hat, ist die Botschaft vom Unbewussten. Er hat publik gemacht, dass in uns Kräfte wirken, die wir nicht bemerken, die uns aber oft regieren.
Er hat dem Menschen damit eine weitere wesentliche Kränkung zugefügt. Zuerst erfuhren wir, dass die Sonne nicht um die Erde kreist und wir nicht im Mittelpunkt der Welt stehen, dann, dass wir von den Affen abstammen und schließlich deckte Freud auf, dass wir gar nicht so frei und autonom entscheiden wie wir dachten.
Heute bestätigen das die Gehirnforscher, aber lange wurde diese Erkenntnis Freuds geleugnet.
Freud fand aber auch eine Möglichkeit in Kontakt mit unserem Unbewussten zu kommen. Durch die freie Assoziation, die vom Analytiker begleitet wird, der sich mit der sogenannten freischwebenden Aufmerksamkeit auf die Assoziationen des Analysanden voller Empathie einlässt.
In der gemeinsamen Aufarbeitung des geborgenen kann dann unbewusstes in bewusstes transformiert werden.
Ein weiteres Geschenk Freuds war die Theorie des Ödipuskomplexes. Dies war in den Anfängen der Psychoanalyse revolutionär, da sie zeigte, wie autoritäre Unterdrückung z.B. des Sexualtriebes seelische Konflikte bewirken kann.
Freud forderte aber seine Nachfolger selbst dazu auf, weiter zu forschen. So hat dann Heinz Kohut weiter Wesentliches herausgefunden.. Nämlich die realen Erfahrungen des Menschen in seinen Anfängen und die Prägungen, die er dadurch erfährt, bis hin zu komplexen Problemen, die vollkommen individuell sind.
So unterscheidet sich die traditionelle Psychoanalyse nun von der modernen Tiefenanalyse dahingehend, dass in der modernen Tiefenanalyse die realen Erfahrungen des Menschen, die ihn prägen, im Fokus der Aufmerksamkeit stehen.